Seniorinnen und Senioren

Im Alter selbstständig leben

Die Menschen arbeiten länger, gehen später in den Ruhestand und genießen ihn länger und gesünder. Heute zählen knapp 25 Prozent der Bevölkerung in Königswinter zu den über 65-Jährigen, bis 2030 werden sie mehr als ein Drittel der Bevölkerung ausmachen, wenn es nicht einen entsprechenden Zuzug jüngererMenschen gibt. Die Anzahl der über 80-Jährigen wird sich dann absolut gesehen um rund die Hälfte erhöhen, die Zahl der Pflegebedürftigen wird demzufolge ansteigen.

Der demografische Wandel findet auch in Königswinter statt

Ein stetig wachsender Teil der Bevölkerung wird also auf wohnungsnahe Hilfe, ambulante Pflege (auch im familiären Rahmen) oder gar auf vollstationäre Pflege angewiesen sein.

Auch wenn der Rhein-Sieg-Kreis für den Bereich der Pflege zuständig ist, werden wir uns auf städtischer Ebene dafür einsetzen, dass Senior*innen stärker am kommunalen und gesellschaftlichen Leben in Königswinter teilhaben und solange wie möglich in ihrer gewohnten Umgebung bleiben können.

Konkret fordern wir:

  • Die selbstständig gestaltete Teilhabe am städtischen Leben für alle Menschen.
  • Eine wohnungsnahe Infrastruktur und quartierbezogene Unterstützung und Versorgung sind so miteinander zu verzahnen, dass lokale Teilhabemöglichkeiten bestehen, um Vereinsamung und Isolation zu vermeiden: kurze Wege zu Geschäften, kulturellen Angeboten, medizinisch-gesundheitlichen und anderen Dienstleistungen.
  • Die DB-Bahnhöfe in Niederdollendorf und Königswinter müssen barrierefrei werden, Busse mit Neigungstechnik verstärkt eingesetzt werden. Die Belange von Fußgängern und Rollstuhlfahrern müssen bei der Verkehrsplanung besonders berücksichtigt werden. Die Zahl der Sitzmöglichkeiten durch Bänke ist sowohl am Rhein als auch in den Ortskernen und an Spazier- und Wanderwegen deutlich auszuweiten.
  • Grundsätzlich ist bei jeder Fortschreibung des Nahverkehrsplans die Busversorgung kritisch zu überprüfen. Punktuelle Verbesserungen der letzten Jahre müssen auf ihre Wirksamkeit hin untersucht und gegebenenfalls angepasst werden.
  • Alle Ein- und Ausstiege müssen weiterhin behindertengerecht umgebaut werden.
  • Die ehrenamtlichen Mobilitätshilfen wie Fahr- und Bringdienste sind zu unterstützen.

Wohnen im Alter

Wohnen im Alter hat viele Facetten. Junge Senioren brauchen ein Wohnungsangebot, um sich „kleiner setzen“ zu können. Dies muss bei der Entwicklung von Bebauungsgebieten unbedingt berücksichtigt werden. Viele ältere Menschen müssen zudem im Rentenalter mit kleineren Budgets zurechtkommen. Dem muss bei der Entwicklung des öffentlich geförderten Wohnraums Rechnung getragen werden, d. h. es muss ausreichend barrierefreier seniorengerechter Wohnraum zur Verfügung gestellt werden.

Die Angebote von ambulant betreutem Wohnen, die auch von Durchschnittsverdienern bezahlt werden können, müssen erweitert werden.

Die Wohnberatung der Arbeiterwohlfahrt (AWO) im Kreis sollte durch kommunale Hilfen bei der Aufgabe von Hauseigentum und beim Umzug in kleinere Wohnungen oder in stationäre Einrichtungen durch Sozialarbeiter unterstützt werden. Interessant ist das Modell einer Tauschbörse, bei der Haus- gegen Wohneigentum getauscht werden kann.

Initiativen zur Schaffung gemeinschaftlicher Wohnformen für alte Menschen sollten ebenso gefördert werden wie Mehrgenerationenprojekte auch für Geringverdiener.

Pflege zukunftsorientiert planen

Auch in Königswinter ist der Pflegenotstand allgegenwärtig.

In unserer Stadt gibt es vier stationäre Altenpflegeeinrichtungen mit derzeit insgesamt 297 Plätzen, 13 Kurzzeitpflegeplätze und 12 Tagespflegeplätze (Stand 2017). Nach Berechnungen des Rhein-Sieg-Kreises werden bis 2030 308 stationäre Pflegeplätze fehlen. Auch die vier ambulanten Pflegedienste in Königswinter reichen nicht aus.

Konkret fordern wir:

  • Eine qualifizierte Pflegeberatung ist auch in Königswinter im Sozialamt in Kooperation mit dem Rhein-Sieg-Kreis zu schaffen, um hilfsbedürftigen Menschen im Notfall über Lösungen leicht (auch ohne Computer) zu informieren, um Angehörige schwerkranker und dementer Menschen zu beraten und dabei die vorhandenen professionellen und ehrenamtlichen Angebote miteinander zu vernetzen.
  • Dabei muss die Ausbildung von Pflegekräften gezielt gefördert werden, zum Beispiel, indem Asylberechtigte für den Pflegeberuf ausgebildet werden.
  • Die Unterstützungsangebote im Alltag (wie beispielsweise die Gruppen- oder Einzelbetreuung, die Hilfe im Haushalt, Begleitungen zum Einkauf, zu Behörden, Ärzten oder Kultur- und Freizeitangeboten) müssen durch die Stelle eine/s Sozialarbeiter/in, der/die als eine Art Streetworker in die Wohnungen geht, ausgeweitet werden. Diese unterschiedlichen Hilfen gilt es in quartierbezogenen Versorgungsnetzen zu koordinieren. Die vom Kreis begonnene Gesundheits- und Pflegeplanung sollte aktiv unterstützt werden.
  • Notwendig ist schließlich auch eine stationäre Hospizbetreuung in Königswinter. Dazu muss die Stadt in Zusammenarbeit mit dem Kreis und dem örtlichen Hospizverein alle Akteure an einen Tisch bringen und ein Angebot realisieren.

Unabhängige Seniorenvertretung – Aktive Beteiligung stärken

Um die Interessen der älteren Generation wirksamer als bisher zu vertreten, setzen wir uns für einen unabhängigen Seniorenbeirat in Königswinter ein.

Der Seniorenbeirat ist ehrenamtlich aktiv und überkonfessionell tätig, nicht an Weisungen gebunden und tagt öffentlich. Er berät und unterstützt Politik und Verwaltung bei der seniorengerechten Gestaltung der Stadt, bringt Kritik und Anregungen aus der Bevölkerung ein, nimmt zu städtischen Vorhaben Stellung und hat ein Anhörungsrecht in den Bereichen Gesundheit und Soziales, Verkehr und Stadtplanung. Im Prozess der Etablierung eines Seniorenbeirates ist es uns wichtig, dass die verschiedenen Projekte, die in Königswinter bereits Seniorinnen und Senioren in den Mittelpunkt gestellt haben (wie die Netzwerke „Senioren“ beim Forum Ehrenamt oder „Aktiv im Alter“), angemessen eingebunden werden.


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Kommunalpolitisches Programm der Königswinterer Wählerinitiative KöWI e.V. 2020


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