Kinder-, Jugend- und Familienpolitik hat für uns Köwis einen besonders hohen Stellenwert. Familienpolitik auf kommunaler Ebene bedeutet für uns vor allem, die Lebens- und Bildungsbedingungen für Kinder, Jugendliche und Eltern zu verbessern. Dazu gehören ausreichende und bezahlbare Betreuungs- und Bildungsangebote ebenso wie Spielplätze und Aufenthaltsbereiche für Jugendliche. Ein besonderes Augenmerk gilt den Kinderrechten und dem Kinderschutz. Diese hohe Priorität für Kinder und Jugendliche muss ausgebaut werden.
Kita-Plätze für alle Kinder
Kinder wollen sich aktiv, mit all ihren Sinnen und ihren gemachten Erfahrungen einbringen und sich zusammen mit anderen auf „Neues“ einlassen. Aus der Forschung wissen wir, dass nur mit Freude Erlerntes auch dauerhaft bleibt und in guter Bildung resultiert. Bildung gestaltet sich im Kindesalter als sozialer Prozess, an dem sich Kinder und Erwachsene aktiv beteiligen. Aber: Die vorschulische Betreuung (Kindertagestätten oder Kindertagespflege) mit ihrem Bildungsauftrag ist für zu viele Kinder in unserer Stadt nicht gewährleistet. Es kann nicht hingenommen werden, dass viele Kinder keinen Kitaplatz in Königswinter bekommen. Um den Mangel an den noch fehlenden Betreuungsplätzen zu kompensieren, werden Gruppen überbelegt. Dieser Zustand verringert Bildungschancen, er strapaziert die Arbeitsbedingungen der Erzieher*innen und führt vielerorts zu einer Überbelastung. Daran muss sich dringend etwas ändern.
Aus diesem Grunde haben wir uns intensiv für den Aus- und Neubau weiterer Kitas eingesetzt. Mit dem Neubau am Hallenbad in der Altstadt, den geplanten Neubauten in Thomasberg und Vinxel sowie der Erweiterung in der ehemaligen Paul-Moor-Schule werden wir kurz- und mittelfristig dafür sorgen, dass der Betreuungsbedarf gedeckt, Gruppen aus der Überbelegung geholt und die Erzieher*innen entlastet werden.
Um zukünftig frühzeitiger und vorausschauender auf mögliche Bedarfe reagieren zu können, haben wir Köwis einen umfangreichen Antrag gestellt, der ein Geburten- und Betreuungsmonitoring vorsieht, welches regelmäßig aktualisiert und der Politik vorgestellt wird. Dadurch werden Betreuungsbedarfe in Kitas und Schule genauer und vor allem früher planbar.
Konkret fordern wir:
- zügiger Ausbau der Kitaplätze
- frühzeitige und bessere Planbarkeit bei Kitas und Schulen durch ein aktuelles Geburten-, Betreuungs- und Schülerzahlenmonitoring
- landesweite kostenlose Betreuung für die Kindertagespflege.
Grundschulstandorte stärken
Als gemeinsame Schule für alle Kinder lebt Grundschule die Vielfalt der Gesellschaft. Vielfältige individuelle Begabungen, unterschiedliche soziale und ethnische Herkunft sowie unterschiedliche religiöse und kulturelle Orientierungen machen sie zu einem der wichtigen Orte des Lernens. Gleichaltrige Kinder sind in ihrer Entwicklung unterschiedlich. Sie lernen unterschiedlich schnell, unterschiedlich viel und benötigen dafür unterschiedliche Lernwege und Lernstrategien. Dabei sind die jeweiligen Schwerpunkte und Herausforderungen an unseren Grundschulen sehr verschieden. Schulleitungen, Kollegien, Elternschaft und Träger der Offenen Ganztagsschulen organisieren und prägen unsere sieben Grundschulen (Altstadt, Nieder- und Oberdollendorf, Heisterbacherrott, Stieldorf, Ittenbach, Oberpleis/Eudenbach) in besonderer Weise.
Nach dem Ausbau der digitalen Infrastruktur an den Grundschulen fordern wir eine konsequente Umsetzung der Digitalisierung in Unterricht und Verwaltung. Dies kann nur durch eine zielgerichtete Ausstattung der Schulen mit der notwendigen Hard- und Software erfolgen. Dabei nimmt die Unterstützung der Schulen durch das Support-Team des Schulträgers in allen EDV-Fragen eine wichtige Rolle ein. Eine zeitnahe Betreuung und Nachschulung der Lehrer*innen muss gewährleistet sein.
Konkret fordern wir:
- frühzeitige und bessere Planbarkeit bei Kitas und Schulen durch ein aktuelles Geburten-, Betreuungs- und Schülerzahlenmonitoring
- mittelfristiger Ausbau der Barrierefreiheit an allen Grundschulen
- Erhalt des Schulstandortes Eudenbach
- Fortführung der Digitalisierungsoffensive an den städtischen Schulen
- bessere personelle Betreuung der Lehrer*innen und der Schulverwaltungen in allen EDV-Fragen
- Weiterentwicklung des Medienentwicklungsplanes unter stärkerer Berücksichtigung langfristiger Bildungsziele und -medien
- Weitere Verbesserung (Sanierung, Renovierung, Ausstattung) der Schulgebäude
- Aufstockung der Sekretariatsstellen, damit sich unsere Grundschulleiter*innen auf ihre pädagogische und schulorganisatorische Leitungsposition konzentrieren können
- einen umfangreichen Katalog an Maßnahmen, um die Sicherheit der Schulwege zu verbessern. In fast allen Ortsteilen gibt es hier einen Nachholbedarf. Schulwegepläne sollte es für alle Grundschulen geben, damit die schwächsten Verkehrsteilnehmer besser geschützt sind.
Offene Ganztagsschulen qualifizieren
Die Offene Ganztagsschule ist ein grundlegender Teil des Bildungssystems, für das die Stadt Königswinter zuständig ist. Sie verfolgt das Ziel der Bildungsförderung und der besseren Vereinbarung von Familie und Beruf: ein Angebot, das den veränderten Familien- und Erwerbsstrukturen nachkommt. Die Nachfrage nach OGS-Plätzen in Königswinter ist sehr groß. So wurden im Schuljahr 2018/2019 für 823 OGS-Kinder Landesmittel beantragt. Das sind rund 57 % der Gesamtschülerzahl in den Grundschulen (rund 1450 Schüler*innen). Unsere Offenen Ganztagsschulen leisten gute Arbeit, unterschiedliche Träger (Fördervereine, Sportvereine u.a.) entwickeln ihre Konzepte fort und versuchen so, dem Anspruch an Bildungsziele, die deutlich mehr sein müssen als bloße Nachmittagsbeschäftigung, gerecht zu werden. Auch die Stadt war nicht untätig und investierte in den letzten Jahren in die räumliche Erweiterung an den Standorten Oberdollendorf, Niederdollendorf, Eudenbach sowie Oberpleis (in Planung).
Die Praxis der OGS ist aber auch der Kritik ausgesetzt. Eltern-, Lehrer- und Schulverbände kritisieren die fehlenden Qualitätsstandards seitens des Landes für:
- pädagogische Fachkräfte
- ein qualifiziertes Raumangebot an den Grundschulstandorten
- eine auskömmliche Finanzierung.
Die soziale Herkunft darf nicht über Zukunftschancen entscheiden. Unsere Kinder haben Anspruch auf eine vielfältige und hochwertige pädagogische Gestaltung des schulischen Nachmittags durch Arbeitsgruppen und auf eine qualifizierte Betreuung der Hausaufgaben. Nicht-pädagogisches Personal sollte eine Fortbildung nachweisen. Schließlich verbringen die Kinder eine lange Zeit des Tages in der OGS. Sie hat einen maßgeblichen Anteil an der Integration und der Förderung von Sozialverhalten.
Konkret fordern wir:
- den weiteren Ausbau der OGS-Kapazitäten
- die Abschaffung der Geschwisterkind-Regelung (Rückkehr zur alten Satzungsordnung und damit zu einer Entlastung der Eltern)
- die Einrichtung eines OGS-Koordinationsbüros bei der Stadt, Kooperation der Träger in einem Arbeitsgremium, Förderung des pädagogischen Austausches unter den Leitungen
- eine verbindliche Fortbildung des nicht-pädagogischen Personals in der OGS
- mittelfristig die Einführung der erster Offenen Ganztagsschule in städtischer Trägerschaft.
Unsere weiterführenden Schulen unterstützen
Das Gesamtbild der weiterführenden Schulen hat sich in Königswinter durch die Einrichtung der Gesamtschule verbessert. Neben dem städtischen Gymnasium am Ölberg, der Realschule und dem Gymnasium des privaten Schulträgers CJD stand die Gesamtschule im Fokus der schulpolitischen Veränderungen der letzten Jahre.
Die Gesamtschule steht für Chancengleichheit
Die Gesamtschule, für die wir uns stark engagiert haben, ist ein Erfolgsmodell. Es gibt weitaus mehr Anmeldungen, als die Schule aufnehmen kann. Unsere Haupt- und Realschule sind weggefallen. Die Kinder mit und ohne Gymnasialempfehlung drängen in die Gesamtschule, auch weil die Eltern den Wunsch haben, dass alle Kinder gemeinsam lernen. Mit ihren fünf Parallelklassen (Zügen) platzt sie aber räumlich aus allen Nähten. Seit langem sind die Klassen zu groß, und zahlreiche Kinder müssen auf Schulen außerhalb von Königswinter ausweichen. Zusammen mit der SPD haben wir schon vor Jahren auf diesen Umstand hingewiesen und einen sechsten Zug oderzumindest eine weitere siebte Klasse zur Entlastung gefordert. Damit könnte kurzfristig auf den Überhang an sogenannten Abschüler*innen und Quereinsteiger*innen reagiert werden. Das gleiche gilt auch für Heim- und Pflegekinder oder für Kinder mit Migrationshintergrund. Sie alle haben besondere Probleme, in Königswinter einen Bildungszugang zu bekommen. Wir konnten uns aber nicht gegen die CDU/FDP/GAK-Koalition durchsetzen.
Unsere Gesamtschule steht für Chancengleichheit. Gute Leistungen stehen dem nicht entgegen. Vielmehr fordern der integrative Ansatz und das längere gemeinsame Lernen die Potenziale von Schüler*innen in besonderer Weise heraus. Diese erweiterte Aufgabenstellung von Schule erfordert sozialpädagogische Unterstützung. Als integrative Gesamtschule liegt ein wichtiger Auftrag der Schule auf der sonderpädagogischen Förderung von Schüler*innen. Dies ist eine große Herausforderung und bedarf weiter unserer besonderen Aufmerksamkeit. Als Schulträger Stadt müssen wir stärker die Methode der Förderdifferenzierung und des gemeinsamen inklusiven Lernens in den Blick nehmen (das bedeutet ausreichende Räumlichkeiten).
Gymnasium Am Ölberg
Unser städtisches Gymnasium arbeitet seit vielen Jahrzehnten erfolgreich. Dies zeigt sich beispielsweise an den hervorragenden Abschlüssen und dem Zuspruch, den die Schule auch über unsere Stadtgrenzen hinaus genießt. Doch dies nicht allein. Das Gymnasium nimmt seinen Bildungs- und Erziehungsauftrag in vielfältiger Weise wahr. Mit der Entscheidung zurück zu G9 wurde eine falsche Weichenstellung korrigiert. Gleichzeitig kehrte man zum Halbtagesbetrieb zurück. Dies stieß nicht bei allen auf Zustimmung. Durch ein Lern-, Kreativ- und Sportangebot konnte aber sehr erfolgreich die Betreuung der Klassen 5 und 6 am Nachmittag organisiert werden.
Christophorus Jugenddorf (CJD)-Schulen
Die staatlich anerkannte Realschule und das Gymnasium in privater Trägerschaft sind ein etablierter und renommierter Teil des vielfältigen weiterführenden Schulangebots in Königswinter. Davon profitiert unsere Stadt in hohem Maße. Wir setzen auf eine Fortführung der bewährten partnerschaftlichen Zusammenarbeit.
Förderschule
Ein besonderes Angebot bietet unsere Drachenfelsschule, die Förderschule. Nach dem bildungspolitischen Desaster „einer Inklusion mit der Brechstange“ auf Landesebene konnte sich die Schule weiter festigen. Sie stellt weit über die Stadtgrenzen hinaus ein wichtiges Angebot in dem Förderbereich Sprache und Lernen dar. Dank des Engagements der Schulträger Stadt Bornheim und Königswinter, der politischen Verantwortlichen und natürlich der Schulen selbst konnte 2015 durch eine Kooperation die Schließung der beiden Standorte verhindert werden. Zuvor wurde durch das 9. Schulrechtsänderungsgesetz die erforderliche Schüler*innenzahl massiv reduziert; der Bestand der Schulen schien gefährdet. Durch den Verbund wurde den Eltern die Förderung der Kinder an einem Förderschulsystem weiterhin ermöglicht (Wahlmöglichkeit). Beide Schulen wurden zum Ende des Schuljahres 2019/20 erneut eigenständig.
Grundsätzlich sprechen wir uns dafür aus, den gemeinsamen Unterricht von Kindern mit und ohne sonderpädagogischen Förderbedarf zu ermöglichen. Dies kann aber nur im Interesse der einzelnen Schüler*innen umgesetzt sowie mit einer deutlichen personellen Verstärkung realisiert werden. Es mangelt in NRW an ausreichenden Förderschullehrer*innen. Hier darf der Druck auf Bezirksregierung und Landesregierung nicht nachlassen. Als Köwis werden wir das Konzept des Einsatzes von Schulsozialarbeiter*innen an allen Schulen weiterentwickeln.
Im Ergebnis ist festzustellen, dass die Schulen in Königswinter dem unterschiedlichen Bildungsbedarf aller Schüler*innen nicht in allen Belangen gerecht werden. Um das Recht auf Bildung zu verwirklichen, muss aber sichergestellt werden, dass auch Kinder, die einen mittleren Schulabschluss anstreben, hier zur Schule gehen können. Ein erster Schritt: Es muss künftig aktuelleres Zahlenmaterial über die Entwicklung der Schülerzahlen vorliegen. Das haben wir beantragt. Denn die bisher üblichen Schulentwicklungspläne hinken der Wirklichkeit weit hinterher. Ein Schülerzahlen-Monitoring soll helfen, bildungspolitisch auf Veränderungen schneller und planbarer reagieren zu können.
Konkret fordern wir:
- Aufbau eines weiteren Klassenzuges an der Gesamtschule, denn jedes Kind in Königswinter muss einen Schulplatz in der eigenen Stadt angeboten bekommen
- garantierte Schulplätze für „Abschüler*innen“, Heim- und Pflegekinder in Königswinter
Unsere übergeordneten Ziele:
- Etablierung eines Schülerzahlenmonitoring zur bedarfsgerechten Schulplanung
- Vertretung der Schülerschaft im Schulausschuss mit beratender Stimme
- Einführung kostenloser ÖPNV-Tickets für alle Schüler*innen in Königswinter.
VHS: Bildung und Lernen ein Leben lang
Die Volkshochschule Siebengebirge wartet mit einem vielseitigen, attraktiven und modernen Angebot der Weiterbildung, der politischen Bildung, der Unterrichtung künstlerischer Fähigkeiten oder der beruflichen Fortbildung auf. Besondere Anstrengungen hat die VHS bei der Integration und dem Sprachunterricht für zahlreiche geflüchtete Menschen unternommen.
Auch nach dem geplanten Umzug in die ehemalige Paul-Moor-Schule sollte die VHS über ausreichende Räumlichkeiten im Stadtgebiet verfügen, um auch Kurse beispielsweise im Talbereich anbieten zu können.
Die digitale Ausstattung sollte so weiterentwickelt werden, dass sie im Unterricht eingesetzt werden kann, aber auch, um Kurse im Bedarfsfall via Internet (VHS-Cloud) durchführen zu können. Allerdings sollen grundsätzlich Präsenzveranstaltungen im Vordergrund stehen.
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Kommunalpolitisches Programm der Königswinterer Wählerinitiative KöWI e.V. 2020