Ein klimaneutrales Königswinter ist unser Ziel
Klimaschutz ist eine Querschnittsaufgabe, die praktisch alle Bereiche einer Kommune betrifft (also Stadtentwicklung in Neubaugebieten, aber auch Innenentwicklung und Nachverdichtung, Gebäudemanagement, Baubetrieb, Verkehr, Wirtschaftsförderung, Beschaffungswesen der Stadtverwaltung usw.).
2019 hat der Stadtrat beschlossen, auf der Basis des vorhandenen Integrierten Klimaschutzkonzeptes der Stadt und des Masterplans Energiewende des Rhein-Sieg-Kreises einen Maßnahmenplan „Klimaneutrales Königswinter 2050“ zu erarbeiten. Dieser wurde von einer interfraktionellen ‚Arbeitsgruppe Nachhaltigkeit‘ entworfen, für deren Einrichtung wir uns maßgeblich eingesetzt haben. Zur weiteren Konkretisierung haben wir beantragt, auf der Basis von Potenzialanalysen mittelfristige Ziele bis 2030 zu formulieren. Anhand dieser Datenbasis sollen die Potenziale für den Ausbau erneuerbarer Energien, zur Energieeffizienz und Energieeinsparung dargestellt werden.
Ziel der Klimaneutralität deutlich früher anstreben
Mit dem gewonnenen Datenmaterial müssen Maßnahmen entsprechend ihres Beitrags zur CO2-Reduktion gewichtet und ein konkreter Maßnahmenplan für das langfristige Ziel der Klimaneutralität entwickelt werden. Wir Köwis werden uns mit aller Kraft dafür einsetzen, dass dieses Ziel deutlich vor 2050 liegen wird. Eine Konkretisierung, ob dies – wie es beispielsweise die Stadt Münster beschlossen hat – bereits 2035 oder doch ein paar Jahre später sein wird, ist seriös nur auf dieser Datengrundlage abschätzbar. Grundsätzlich sehen wir aber alle Kommunen in der Pflicht, Klimaschutz zu einer Hauptaufgabe kommunalen Handelns zu machen und damit einen ambitionierten Beitrag zum Klimaschutz generell zu leisten.
Dass dieser Beitrag, wie auch auf allen anderen öffentlichen Ebenen, in Ergänzung zum privaten Handeln dringend notwendig ist, zeigen die erschreckenden Anzeichen eines sich beschleunigenden Klimawandels.
Im Rahmen der bestehenden Möglichkeiten einer Kommune werden wir auch auf eine klimaschonende Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen Nutzflächen und des Waldes hinwirken sowie den Tierschutzstärker betonen.
Letztlich müssen alle wichtigen Entscheidungen der Stadt bezüglich ihrer Klimarelevanz bewertet werden.
Konkret fordern wir:
- Eine mittelfristige Zielsetzung bis 2030 für die Reduktion der CO2-Emissionen in der Stadt Königswinter muss mit klaren Vorgaben für die einzelnen Emissionsbereiche einhergehen.
- Das langfristige Ziel der Klimaneutralität muss auf einen Zeitraum deutlich vor 2050 angepasst werden.
- Im Vorfeld muss in Form von Potenzialanalysen definiert werden, welche dieser Bereiche welchen Beitrag zur Einsparung leisten können.
- Hierbei muss die Stelle eines/einer Klimaschutz- und Nachhaltigkeits- sowie Mobilitätsmanager/in geschaffen werden.
- In den einzelnen Ortsteilen sollen „integrierte Quartierskonzepte“ entwickelt werden, um die speziellen Bedürfnisse von Tal- und Bergbereich mit ihren verschiedenen Ortschaften angemessen zu berücksichtigen.
- Königswinter muss darüber hinaus auf der Basis regionaler Pläne eine lokale Klimaanpassungsstrategie entwickeln.
37 Prozent unseres CO2-Ausstoßes erzeugen wir, indem wir wohnen, also heizen, duschen, waschen, kochen, fernsehen, im Internet surfen …
Auch wenn eine Stadt hierauf keinen direkten Einfluss hat, so kann sie doch durch diverse Vorgaben zur ökologischen Bauweise bei neuen Baugebieten, wie beispielsweise Energiestandards, Energieversorgung, Dichte der Bebauung, Baumaterialien, Begrünungskonzepte, Ausrichtung der Gebäude, Einfluss nehmen. In einem „städtebaulichen Vertrag“ mit den Grundstückseigentümern lassen sich insbesondere inhaltliche Vereinbarungen z.B. zur Energieversorgung festlegen.
Da der energetische Standard vieler Bestandsgebäude noch auf dem Stand ihrer Entstehungszeit ist, liegt hier das größte CO2-Einsparpotenzial. Die Stadt Königswinter sollte dafür sorgen, dass die Energieagentur Rhein-Sieg e.V. weiter ausgebaut wird, damit so viele Hausbesitzer wie möglich fachlich substanziell beraten werden können, um ihre Häuser energetisch nachzurüsten.
Dabei müssen die Stadtverwaltung und die Gesellschaften mit städtischer Beteiligung (wie die Wirtschaftsförderungs- und Wohnungsbaugesellschaft [WWG]) bei allen diesen Maßnahmen mit bestem Beispiel vorangehen, um klimaneutral zu werden.
Mobilstationen stärken den Umweltverbund
14 Prozent des CO2-Ausstoßes entstehen dadurch, dass wir uns in Fahrzeugen bewegen, die durch fossile Brennstoffe angetrieben werden. Elektromobilität aus regenerativem Strom ist daher derzeit die richtige Alternative, aber die Infrastruktur lässt noch zu wünschen übrig. Auf lokaler Ebene fordern wir in Königswinter eine flächendeckende Ladeinfrastruktur und unterstützen die Einrichtung von Mobilstationen. Es ist wichtig, dass bei der Neuanschaffung für städtische Fahrzeuge nicht nur auf den Preis, sondern auch auf den Antrieb geachtet wird. In diesem Sinne soll der kleine vorhandene E-Auto-Fuhrpark sukzessive weiter ausgebaut werden.
Die Kommune muss darüber hinaus in Zusammenarbeit mit dem Rhein-Sieg-Kreis für ein gutes ÖPNV-Angebot sorgen. Insbesondere dank der Förderung durch Bundesmittel konnten hier in den vergangenen Jahren deutliche Verbesserungen erzielt werden. Diese gilt es bedarfsgerecht weiter auszubauen.
Sammeltaxis, Bürgerbusse oder die Etablierung von mehr Mitfahrmöglichkeiten (z.B. durch Mitfahrerbänke da, wo es keinen ÖPNV gibt) sind vor allem in den Berggemeinden angesagt.
40 Prozent aller Wege mit dem Auto sind unter fünf Kilometer kurz, 20 Prozent sogar unter einem Kilometer. Deshalb muss die Stadt Königswinter das Fahrradfahren durch ein verbundenes Radwegenetz, sicherere Kreuzungen und weitere überdachte Abstellanlagen in Ergänzung zu den Mobilstationen und Vermietsystemen fördern. Denn Fahrradfahren ist definitiv eine der angenehmsten Arten, das Klima zu schützen.
Für den Fahrradverkehr sind die Mobilstationen ein wichtiger Pfeiler innerhalb der Weiterentwicklung des Infrastrukturangebotes, zudem wird damit der Umweltverbund Bus, Schiene, Fahrrad und Zu-Fuß-Gehen deutlich gestärkt.
Neben dem Radverkehrswegekonzept ist das Fußwegeverkehrskonzept eine notwendige Aufgabe für eine engagierte Kommune. Eine Infrastruktur der kurzen Wege sollte in den Ortsteilen geschaffen werden. Wochenmärkte müssen dezentral abgehalten werden, so dass sie von überall leicht erreichbar sind. Durch unsere Initiativen mit sehr konkreten Maßnahmen wollen wir die Schulwegsicherheit weiter erhöhen und durch sicherere Fußwege setzen eine wirkliche Alternative zum PKW-Verkehr.
Auch wenn Königswinter vom Klimawandel erfreulicherweise nicht so stark betroffen sein wird wie andere Kommunen, so besteht doch beispielsweise ein recht hohes Sturzflutgefährdungspotenzial nach Starkregenereignissen.
Wir setzen uns im Rahmen einer Klima-Anpassungsstrategie für eine wassersensible Umgestaltung von Siedlungsstrukturen ein, um die Hangabflüsse durch Aufwallungen, Schutzmauern oder Gräben abzuleiten. Überdies muss die Kanalisation vor übergroßen Wassermengen bewahrt werden, was beispielsweise durch eine konsequente Renaturierung von Fließgewässern im Siedlungsbestand geschehen kann.
Die Altstadt von Königswinter gilt besonders am Rhein als „thermisch hoch belastete Siedlung“, das heißt: Hitze ist hier besonders stark spürbar. Damit verbinden sich angesichts des Klimawandels gesundheitliche Risiken und Einbußen in der Lebensqualität.
Wir fordern also, klimaaktive Grünflächen zur Kühlung und Durchlüftung in der Altstadt zu erhalten oder zu schaffen und auf Verschattung von Straßen und Bürgersteigen zu achten, indem Bäume erhalten bzw. – wo nötig – schnell und großzügig (nach)gepflanzt werden.
Müllvermeidung
Zum Klimaschutz gehört auch die Verringerung des Abfalls, vor allem des Plastikverbrauchs. Die Köwis setzen sich deshalb dafür ein, dass die Stadt in der Rhein-Sieg-Abfall-Gesellschaft auf verursachergerechtere Müllgebühren hinwirkt. Wer wenig Abfall verbraucht, sollte auch weniger Gebühren bezahlen. Im Gegenzug sollte die Nutzung zusätzlicher Tonnen verteuert werden.
Um den Plastikverbrauch zu verringern, sollten die Beschaffungen der Stadt und ihrer Tochtergesellschaften möglichst ohne Plastik auskommen. Der Einsatz von Kunststoffgranulat auf Sportplätzen muss ein Ende haben. Hier gilt es alternative Möglichkeiten zu nutzen. Mit der angestrebten Verringerung des PKW-Verkehrs entsteht auch weniger Reifenabrieb. Dieser macht rund ein Drittel der Gesamtbelastung durch Mikroplastik aus.
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Kommunalpolitisches Programm der Königswinterer Wählerinitiative KöWI e.V. 2020